tatarische Sprache und Literatur.

tatarische Sprache und Literatur.

 

Die Sprache der Tataren gehört zur Nordwestgruppe der Turksprachen. Die heutige Schriftsprache hat sich seit dem 19. Jahrhundert herausgebildet; frühere Formen standen unter dem Einfluss des osttürkischen Dschaghataisch. Die westsibirisch-tatarischen Dialekte weisen erhebliche Besonderheiten auf. Ein reformiertes arabisches Alphabet wurde 1927 durch die Lateinschrift, diese 1939 durch die kyrillische Schrift ersetzt. Als Tatarisch wurden bis Ende des 19. Jahrhunderts auch verschiedene Turksprachen und -dialekte Kaukasiens und Sibiriens bezeichnet.

 

Die Literatur umfasste zunächst eine reiche epische und lyrische Volksdichtung. Ansätze einer regionalen Kunstliteratur finden sich seit dem 16. Jahrhundert, meist als religiös-didaktische Dichtung (Muhammadjar, 16. Jahrhundert; Mäula Koli, 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts, u. a.). Eine im 19. Jahrhundert entwickelte aufklärerische Literatur (Kajum Nassyri; Zahir Bigi, * 1870, ✝ 1902, u. a.) trug zur Bildung eines tatarischen Nationalgefühls bei. Vorläufer der Gegenwartsliteratur sind der Lyriker Abdulla Tukai und Prosaschriftsteller wie Fatih Ämirchan (* 1886, ✝ 1926), Galimdjan Ibrahim (* 1887, ✝ 1938) und Gayaz Ischaki (* 1878, ✝ 1954). Hohes Ansehen genoss in der sowjetischen Ära Musa Djälil.

 

Literatur:

 

K. Thomsen in: Philologiae Turcicae fundamenta, hg. v. J. Deny u. a., Tl. 1 (Wiesbaden 1959);

 A. Battal-Taymas in: Philologiae Turcicae fundamenta, hg. v. A. Battal-Taymas: u. a., Tl. 2 (ebd. 1964);

 N. Poppe: Tatar manual (Bloomington, Ind., ²1968, Nachdr. Richmond 1997);

 Á. Berta: Lautgesch. der tatar. Dialekte (a. d. Ungar., Szeged 1989);

 T. Dawletschin u. a.: Tatarisch-dt. Wb. (1989).